De Vitrine

De plek waar wetenschap en erfgoed elkaar ontmoeten

Aline Schmidbauer

Der Beginn des Buchdrucks- Eine kurze Einführung

Beispiel eines Vorderdeckels einer Inkunabel

Als Inkunabeln, auch Wiegendruck genannt, werden jene Bücher bezeichnet, die zu den frühsten Druckwerken zählen. Dieser Zeitraum ist auf die Zeit zwischen 1450 und 1500 begrenzt. Um 1450 erfand Johannes Gutenberg den Buchdruck mit beweglichen Lettern in Mainz. Dies war ein enormer Fortschritt, da ein Kopieren und Vervielfältigen bis zu diesem Zeitpunkt nur durch zwei Methoden möglich war. Eine Möglichkeit war es Texte, wenn nicht sogar ganze Bücher, per Hand zu kopieren. Sie wurden mühevoll abgeschrieben, was sehr teuer und zeitaufwendig war. Oft geschah dies in der Schreibstube, auch Scriptorium genannt, von Klöstern. Eine weitere Möglichkeit für das Kopieren von Texten war das Drucken mit Holzblöcken. Bei diesem Prozess wurden die Texte und Abbildungen, die gedruckt werden sollten, komplett in Holzblöcke geschnitzt, mit Tinte eingefärbt und auf ein Blatt Papier oder Pergament gepresst. Es war ein Vorläufer des modernen Buchdrucks, doch ein viel zu aufwendiges Verfahren, bei dem es durch die Beschaffenheit des Holzes und andere Einflussfaktoren oft genug zu fehlerhaften Druckergebnissen kam.

Bei Gutenbergs Erfindungen wurden bewegliche Lettern (Buchstaben) aus Metall angefertigt. Diese wurden zu Texten zusammengesetzt, eingefärbt und zum Drucken benutzt. Anschließend wurde der Text wieder auseinander gebaut und man konnte neue Texte mit den Lettern erstellen. Dieser Prozess ging um einiges schneller vonstatten als die Prozesse davor. Wollte man zum Beispiel 180 Kopien von einem Text herstellen, dauerte es mit Gutenbergs Druckpresse etwa drei Jahre. Dies mag lange erscheinen für heutige Verhältnisse, die Produktion eines einzelnen (handgeschriebenen) Manuskriptes zu der Zeit dauerte allerdings auch ungefähr zwei bis drei Jahre. War der Druck des Textes einmal abgeschlossen musste jedes einzelne Blatt per Hand fertiggestellt werden. So mussten die Initialen gemalt und teilweise koloriert werden, die Überschriften mussten hinzugefügt werden, Seiten- oder Kapitelnummerierung wurden ergänzt, die Rubrikation nicht zu vergessen und womöglich noch weitere Schritte, die zur Vervollständigung der Kopie beitragen. Wichtig ist, zu erwähnen, dass nahezu jeder Schritt von einer anderen Person zu erledigen war. Zudem kostete jeder Schritt mehr Zeit, Geld und Ressourcen. Meist holten sich die Kunden ihre Texte als einen Stapel Papierbogen ab und mussten diesen anschließend, sofern sie es wollten, an einen Buchbinder, einen Rubriken, einen Miniaturmaler oder weitere Personen weitergeben. Nur wenn sie dies taten, sehen die Inkunabeln so aus, wie wir sie heute meist zu Gesicht bekommen.

Beispiel einer Inkunabel mit handgemaltem Initial und Rubrikation

Eine weitere Erfindung Gutenbergs ist eine, für seinen Druckvorgang benötigte, Tinte. Die bis dahin bekannte und oft verwendete Tinte zum Schreiben, also auch zum händischen Kopieren von Texten, war leider nicht geeignet für den Prozess des Druckens. Gutenberg wollte eine klebrigere Tinte verwenden, welche schnell trocknet, um ein versehentliches Verwischen zu vermeiden. Er erfand eine Tinte, die aus einer Firnis, entweder Walnussöl oder Leinöl, sowie Kolophonium (ein aus Baumharz gewonnenes Produkt) und Lampenruß oder feinem Ruß, bestand. Neben dem sowieso schon recht komplizierten Prozess des Druckens, entwickelten sich auch die einzelnen Vorgänge, die jeder für sich ein wesentlicher Teil des Prozesses waren, weiter. So war die Produktion der beweglichen Metalllettern ein nicht zu unterschätzender Ablauf. Hatte man erst einmal genug Lettern beisammen, verwahrte man diese in einem oder mehreren Setzkästen. Neben der Produktion der Lettern entwickelte sich auch die Typographie weiter. So traten immer mehr Schrifttypen auf, die sich im Laufe der Zeit immer wieder gegenseitig ablösten. Aber auch die Art Bücher zu binden oder Illustrationen zu drucken und zu kolorieren veränderte sich.

Abbildungsverzeichnis:

Abb. 1: 747740; De planctu ecclesiae. Tabula Petri Dominici von Alvarus Pelagius

Druck: Johann Zainer, 1474 in Ulm

Abb. 2: 748380; Aurea Biblia, sive Repertorium aureum Bibliorum von Antonius Rampigollis

Druck: Johann Zainer, 1475 in Ulm

[Aline Schmidbauer]